Validierungsstudien

Hier finden Sie alle Informationen zur Konstruktion und Validierung der Kurzform der Häusliche-Pflege-Skala (HPS-k) mit 10 Items. Bei weiteren Fragen und Anregungen können Sie sich gerne an uns wenden.

Konstruktion der Items

Die HPS-k wurde im Jahr 2014 in sechs Schritten von Graessel et al. entwickelt und validiert. Es folgte 2018 eine erweiterte Validierung von Pendergrass et al.

grafische Darstellung der Entwicklungsschritte der HPS

Die erste Validierungsstudie der HPS-k erfolgte 2014 anhand von Daten aus der „IDA-Studie“ (Dementia Care Initiative in Primary Practice). Im Schnitt waren die 351 pflegenden An- / Zugehörigen 59,2 Jahre alt (SD = 13,4), 73 % waren Frauen, 31 % waren Ehepartnerinnen / Ehepartner, 60 % waren pflegende (Schwieger-)Kinder und 9 % waren andere pflegende An- / Zugehörige. Bei den an Demenz Erkrankten lag das Durchschnittsalter bei 80,3 Jahren (SD = 6,7) und 68 % von ihnen waren Frauen. 64 % litten an einer leichten Form von Demenz (Mini-Mental-Status-Test (MMST): 18-24 Punkte; Folstein et al., 1975) und 36 % an einer mittelschweren Form (MMST: 10-17 Punkte; Folstein et al., 1975). Es wurde Cronbach´s alpha berechnet, um die interne Konsistenz der Items zu ermitteln. Eine explorative Faktorenanalyse diente dazu, die Zusammenhangsstruktur der HPS-k zu bestimmen. Zudem wurden die Trennschärfe, die Itemschwierigkeiten und die Konstruktvalidität durch das Testen von fünf Hypothesen untersucht.

Um die Validität der Skala beurteilen zu können, wurden zusätzlich Informationen zum Schweregrad der Demenz (MMST; Folstein et al., 1975), zu fordernden Verhaltensweisen der Demenzerkrankten (Nurses´Observation Scale for Geriatric Patients (NOSGER); Spiegel et al., 1991), zur Depressionsdiagnose bei pflegenden An- / Zugehörigen (ICD-10 Diagnose, entnommen aus den Krankenversicherungsdaten), zur Pflegestufe, zum Grad der funktionellen Selbstständigkeit der Erkrankten (Barthel Index; Mahoney, 1965), zu den Pflegetätigkeiten in der Nacht, zum zeitlichen Aufwand der informellen Pflege in Stunden pro Tag (Resource Utilization in Dementia – Lite Version (RUD Lite); Wimo & Winblad, 2003) und zu soziodemografischen und allgemeinen Merkmalen analysiert.

Die Konstruktvalidität wurde anhand von 5 Hypothesen (H1-H5) getestet und bestätigt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 in Graessel und Kollegen (2014) veröffentlicht.

    • H1: Die Belastung der pflegenden An- und Zugehörigen korrelierte positiv mit dem Schweregrad der kognitiven Beeinträchtigung, die mit dem MMSE gemessen wurde.
    • H2: Fordernde Verhaltensweisen (operationalisiert mit der NOSGER-Subskala „Störendes Verhalten“) gehört zu den am meisten belastenden Symptomen im Zusammenhang mit Demenz. Die Belastung der Pflegenden korrelierte positiv mit dem Schweregrad der fordernden Verhaltensweisen.
    • H3: Die Belastung der pflegenden An- und Zugehörigen hing mit der deren psychischer Gesundheit zusammen, d. h., pflegende An- / Zugehörige mit der Diagnose einer „depressiven Episode“ wiesen höhere Werte bei der subjektiven Belastung auf als pflegende An- und Zugehörige ohne diese Diagnose.
    • H4: Pflegende An- und Zugehörige, die nur begrenzte Rückzugsmöglichkeiten hatten, berichten von einer höheren Pflegebelastung, d. h. Pflegende, die eine Wohnung /ein Haus mit der pflegebedürftigen Person teilten, hatten eine höhere Pflegebelastung als diejenigen, die getrennt lebten.
    • H5: Je anspruchsvoller der Pflegebedarf war, d. h.
      • H5a: je höher die Pflegestufe, desto höher war die Belastung der Pflegeperson.
      • H5b: je geringer der Grad der Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen (gemessen mit dem Barthel-Index), desto höher war die Belastung der Pflegeperson.
      • H5c: je mehr Betreuungsaufgaben nachts erledigt wurden, desto höher war die Belastung der Pflegeperson.
      • H5d: je höher der durchschnittliche täglichen Betreuungsaufwand in Stunden, desto höher war die Belastung der Pflegeperson.

Die prädiktive Validität wurde anhand der Hypothese (H6) bestätigt: Je höher die Belastung des / der pflegenden An- /Zugehörigen, desto wahrscheinlicher war die künftige Institutionalisierung des Pflegebedürftigen (Übertritt ins Pflegeheim). Alle Prädiktoren sind in Tabelle 3 bei Graessel et al. (2014) veröffentlicht.

Interne Konsistenz: Cronbach´s alpha beträgt 0,915.

Die Itemschwierigkeit der HPS-k-Items reichte von 0,16 bis 0,40. Alle 10 Items zeigten eine hohe Trennschärfe zwischen 0,55 und 0,75. Bei allen 10 Items lag das Cronbach´s alpha „wenn das Item entfernt wird“ unter dem Cronbach´s alpha für die komplette Skala von 0,915. Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 in Graessel et al. (2014) veröffentlicht.

Die explorative Faktorenanalyse ergab eine 1-Faktoren-Struktur der HPS-k: Nur eine Komponente hatte einen Eigenwert größer als 1,0 (Eigenwert 5,69). Dieser Faktor erklärte 57 % der Gesamtvarianz des HPS-k-Summenwertes. Jedes der 10 Items lud auf diesen Faktor mit Faktorladungen, die über 0,60 lagen.

Das Scree-Plot zeigt die Verteilung der Eigenwerte der berechneten Komponenten und bestätigt die 1-Faktoren-Struktur der HPS-k:

Scree-Plot der Verteilung der Eigenwerte der einzelnen Faktoren

Folstein, M.F., Folstein, S.E. & McHugh, P.R. (1975). „Mini-mental state“: a practical method for grading the cognitive state of patients for the clinician. Journal of Psychiatric Research, 12(3), 189-198.

Graessel, E., Berth, H., Lichte, T. & Grau, H. (2014). Subjective caregiver burden: validity of the 10-item short version of the Burden Scale for Family Caregivers BSFC-s. BMC Geriatrics14, 1-9.

Mahoney, F.I. & Barthel, D.W. (1965). Functional evaluation: the Barthel Index. Maryland State Medical Journal, 14, 61-65.

Spiegel, R., Brunner, C., Ermini-Fünfschilling, D., Monsch, A., Notter, M., Puxty, J. & Tremmel, L. (1991). A new behavioral assessment scale for geriatric out-and-in-patients: the NOSGER (Nurses´Observation Scale for Geriatric Patients). Journal of the American Geriatrics Society, 39(4), 339-347.

Wimo, A. & Winblad, B. (2003). Resource utilization in dementia: RUD Lite. Brain Aging, 3(1), 48-59.

Eine erweiterte Validierungsstudie der HPS-k erfolgte 2018 anhand der Daten von 386 pflegenden An- / Zugehörigen bei verschiedenen Ursachen der Pflegebedürftigkeit. Im Schnitt waren die pflegenden An- / Zugehörigen 61,3 Jahre alt (SD = 12,2), 76 % waren Frauen, 35 % waren (Ehe-)Partnerinnen / (Ehe-)Partner, 60 % waren pflegende (Schwieger-)Kinder, 3 % waren andere pflegende An- / Zugehörige. Bei nur 1 % lag keine familiäre Verbindung vor. Es wurde Cronbach´s alpha berechnet, um die interne Konsistenz der Items zu untersuchen. Außerdem wurde die konvergente Validität bestimmt. Anhand des Gießener Beschwerdebogens (GBB-24; Brähler et al., 2008) wurde ein valides Klassifikationssystem entwickelt, welches die Interpretation des HPS-k-Summenwertes erleichtert.

Folgende Instrumente wurden zur Überprüfung der konvergenten Validität verwendet: GBB-24 (Brähler et al., 2008), Caregiver Strain Index (CSI) (Robinson, 1983), Berlin inventory of caregivers´ burden with dementia patients (BIZA-D) (Zank et al., 2006), Care-related quality of life instrument (CarerQoL) (Brouwer et al., 2006), Patient health questionnaire (PHQ-9) (Gräfe et al., 2004).

Interne Konsistenz: Cronbach´s alpha betrug 0,92.

Die Korrelationen zwischen der HPS-k und der anderen Messinstrumente bestätigen die konvergente Validität:

HPS-k
Caregiver Strain Index (CSI) r = 0,70, p < 0,001
Care related quality of life instrument (CarerQoL) r = − 0,72, p < 0,001
Giessen Subjective Complaints List (GBB-24) r = 0,68, p < 0,001
Patient health questionnaire (PHQ-9) r =0,68, p < 0,001
Berlin inventory of caregivers´ burden with dementia patients (BIZA-D) r = 0,16, p = 0,002

Anhand des Risikos für psychosomatische körperliche Beschwerden, deren Ausprägung (nicht erhöht, erhöht, stark erhöht) im direkten Zusammenhang mit dem Ausmaß der subjektiven pflegerischen Belastung stand, kann der HPS-k-Summenwert inhaltlich valide interpretiert werden:

Brähler, E., Hinz, A. & Scheer, J.W. (2008). GBB-24. Der Gießener Beschwerdebogen: Manual. Hans Huber

Brouwer, W.B.F., Van Exel, N.J.A., Van Gorp, B. & Redekop, W.K. (2006). The CarerQol instrument: a new instrument to measure care-related quality of life of informal caregivers for use in economic evaluations. Quality of Life Research, 15, 1005-1021.

Gräfe, K., Zipfel, S., Herzog, W. & Löwe, B. (2004). Screening psychischer Störungen mit dem „Gesundheitsfragebogen für Patienten (PHQ-D)“. Diagnostica, 50(4), 171-181.

Gräßel, E., Berth, H., Lichte, T. & Grau, H. (2014). Subjective caregiver burden: validity of the 10-item short version of the Burden Scale for Family Caregivers BSFC-s. BMC Geriatrics, 14, 1-9. (Open access)

Pendergrass, A., Malnis, C., Graf, U., Engel, S. & Graessel, E. (2018). Screening for caregivers at risk: Extended validation of the short version of the Burden Scale for Family Caregivers (BSFC-s) with a valid classification system for caregivers caring for an older person at home. BMC Health Services Research18, 1-9. (Open access)

Robinson, B.C. (1983). Validation of a caregiver strain index. Journal of Gerontology, 38(3), 344-348.

Zank, S., Schacke, C. & Leipold, B. (2006). Berliner Inventar zur Angehörigenbelastung-Demenz (BIZA-D). Zeitschrift für klinische Psychologie und Psychotherapie, 35(4), 296-305.

Die HPS-k wurde bisher in folgenden Sprachen eigenständig validiert: Arabisch, Japanisch, Malaiisch.
Die dazugehörigen Validierungsstudien finden Sie hier.

Häusliche-Pflege-Skala (HPS) = Burden Scale for Family Caregivers (BSFC); Kurzform der Häusliche-Pflege-Skala (HPS-k) = Burden Scale for Family Caregivers – short form (BSFC-s); Pflegender An- und Zugehöriger = informelle Pflegeperson; arithmetisches Mittel (m); Standardabweichung (SD)