
Die Kurzform der Häusliche-Pflege-Skala (HPS-k), auf Englisch „Burden Scale for Family Caregivers – short form“ (BSFCs), ist ein valides Instrument zur Messung der subjektiven Belastung von pflegenden, helfenden oder betreuenden Personen im häuslichen Umfeld und stellt eine Weiterentwicklung der von Gräßel (2001) validierten Langform dar.
Die HPS-k ist eine Selbsteinschätzungsskala mit 10 Aussagen zur subjektiven Belastung der pflegenden An- / Zugehörigen. Für jede Aussage wird der Grad der Zustimmung anhand einer vierfachen Abstufung (,,stimmt genau“, ,,stimmt überwiegend“, ,,stimmt wenig“, ,,stimmt nicht“) ermittelt. Die Punktezahl reicht zwischen 0 und 30 Punkten, wobei eine höhere Punktzahl für eine größere subjektive Belastung spricht.
Der HPS-k-Summenwert wird folgenden Kategorien zugeordnet, deren Grenzwerte empirisch ermittelt wurden (Pendergrass et al., 2018): kein erhöhtes Risiko für körperliche Beschwerden und Depressivität (0-4 Punkte), erhöhtes Risiko für körperliche Beschwerden aber kein erhöhtes Risiko für Depressivität (5-14 Punkte), und stark erhöhtes Risiko für körperliche Beschwerden und erhöhtes bis stark erhöhtes Risiko für Depressivität (15-30 Punkte).
Die HPS-k kann sowohl in der Forschung als auch in der Praxis ohne großen Aufwand eingesetzt werden. Die deutsche Version wurde 2014 und 2018 umfassend wissenschaftlich validiert.
Wird die HPS-k nicht-kommerziell genutzt, kann die Skala ohne Lizenzgebühren (kostenfrei) heruntergeladen werden. Sie ist in folgenden Sprachen verfügbar: Arabisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Hindi, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Kroatisch, Niederländisch, Norwegisch, Malaysisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch, Ukrainisch, Ungarisch, Urdu. Hier können Sie sich anmelden, um die HPS-k kostenfrei herunterzuladen.
Pflegende An- / Zugehörige besitzen ein erhöhtes Risiko für eigene psychische Beschwerden, insbesondere Depressivität (z.B. del-Pino-Casado et al., 2019 und del-Pino-Casado et al., 2021) und körperliche Beschwerden, z.B. kardiovaskuläre Krankheiten (Ahn et al., 2022). Ein weiterer Risikofaktor sind „ungünstige“ Verhaltensweisen gegenüber der zu pflegenden Person (abusive behavior; Boye & Jan, 2018), unter anderem aggressives Verhalten (Grafström et al., 1993; Storey, 2020). Es gibt pflegende An- / Zugehörige, auf die alle diese Risiken nicht zutreffen. Es besteht jedoch eine wissenschaftlich gesicherter Zusammenhang zwischen diesen Risiken und der subjektiven pflegerischen Belastung dahingehend: Je größer die subjektive Pflegebelastung ist, desto ausgeprägter sind die gesundheitlichen (Gräßel, 1998) und verhaltensbezogen (Boye & Jan, 2018) Risiken. Deshalb ist es wichtig, „Risiko-An-/Zugehörige“, also diejenigen mit hoher Belastung, zu erkennen. Dann können Maßnahmen eingeleitet werden, um die Belastung und damit das Risiko für negative Auswirkungen zu senken. Um die subjektive Pflegebelastung zu erfassen, wurde die HPS-k als valides Screening-Instrument entwickelt. Durch Wiederholungsbefragungen lässt sich die Wirksamkeit von Interventionen bzw. Hilfsmaßnahmen beurteilen.
Die HPS-k wurde für den Einsatz bei allen pflegenden An- / Zugehörige entwickelt, unabhängig von der Ursache der Pflegebedürftigkeit (z.B. Schlaganfall, Krebs, Rheuma, Demenz, etc.), aber auch unabhängig von der Beziehung der pflegenden Person zur gepflegten Person (pflegender Elternteil, pflegende Partnerin / pflegender Partner, pflegende erwachsene Kinder, kein Verwandtschaftsgrad bei Zugehörigen). Die HPS-k kann auch unabhängig vom Schweregrad des Hilfebedarfs, vom ersten Unterstützungsbedarf bis hin zur Schwerstpflegebedürftigkeit, eingesetzt werden. Voraussetzung ist, dass es sich um pflegende An- / Zugehörige, also um informelle Pflegepersonen handelt. Die Belastung professionell Pflegender kann mit einem anderen Instrument, der Professional Care Team Burden (PCTB) scale valide erfasst werden (Auer et al., 2015).
Die HPS-k (10 Items) ist eine Weiterentwicklung der Langfassung der HPS (28 Items). Da die Situation bei der Betreuung von Demenzerkrankten zusätzliche Belastungsfaktoren enthält im Vergleich zur Pflege von Personen, die nicht an Demenz erkrankt sind, ergeben sich bei der Langform der HPS Unterschiede im Belastungsgrad der pflegenden An- / Zugehörigen (Gräßel, 1998). Es ist davon auszugehen, dass sich diese Unterschiede auch in der HPS-k zeigen.
Wegen der Verfügbarkeit der HPS-k in verschiedenen Sprachen, eignet sie sich auch als Instrument zum kulturübergreifenden Vergleich der subjektiven Belastung pflegender An- / Zugehöriger. Hier finden Sie einen umfassenden Überblick über die aktuelle Verwendung der HPS-k in der Forschung weltweit.
Auer, S., Graessel, E., Viereckl, C., Kienberger, U., Span, E. & Luttenberger, K. (2015). Professional Care Team Burden (PCTB) scale – reliability, validity and factor analysis. Health and Quality of Life Outcomes 13(17). DOI: 10.1186/s12955-014-0199-8. (Open access)
Boye, F. & Yan, E. (2018). Abuse of older persons with dementia: A review of the literature. Trauma, Violence & Abuse 19(2), 127-147.
Grafström, M., Nordberg, A. & Winblad, B. (1993). Abuse is in the eye of the beholder: Reports by family members about abuse of demented persons in home care A total population-based study. Scandinavian Journal of Social Medicine, 21(4), 247-255.
Gräßel, E. (1998). Häusliche Pflege dementiell und nicht dementiell Erkrankter Teil II: Gesundheit und Belastung der Pflegenden. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 31, 57-62.
Gräßel, E. (2001). Häusliche-Pflege-Skala HPS zur Erfassung der Belastung bei betreuenden oder pflegenden Personen. Ebersberg: Vless.
Gräßel, E., Berth, H., Lichte, T. & Grau, H. (2014). Subjective caregiver burden: validity of the 10-item short version of the Burden Scale for Family Caregivers BSFC-s. BMC Geriatrics, 14, 1-9. (Open access)
Pendergrass, A., Malnis, C., Graf, U., Engel, S. & Graessel, E. (2018). Screening for caregivers at risk: Extended validation of the short version of the Burden Scale for Family Caregivers (BSFC-s) with a valid classification system for caregivers caring for an older person at home. BMC Health Services Research, 18, 1-9. (Open access)
Storey, J. E. (2020). Risk factors for elder abuse and neglect: A review of the literature. Aggression and Violent Behavior, 50, 101339.
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Häusliche-Pflege-Skala (HPS) = Burden Scale for Family Caregivers (BSFC); Kurzform der Häusliche-Pflege-Skala (HPS-k) = Burden Scale for Family Caregivers – short form (BSFC-s); Pflegender An- und Zugehöriger = informelle Pflegeperson